Über Lampen, Birnen und Fluchtinstinkte. Nachschlag zur tekom-Tagung 2019
Im letzten Teil unserer tekom-Nachlese gehts um Erleuchtungen in einem Terminologieworkshop und Fehlermeldungen, die den Fluchtinstinkt in uns wecken.
Terminologie – zu viele Redakteure verderben den Brei?
Gernot Baumann
Was macht Terminologie, was kann sie, wie wichtig ist sie? Im Workshop wird nicht viel Federlesens gemacht, es gibt eine kurze theoretische Einweisung und schon dürfen wir uns den Kopf zerbrechen: In welcher Relation stehen Lampe, Leuchte, Leuchtmittel und Licht?
Mit einer fiktiven Firma sollen wir die Herstellung eines dieser Produkte übernehmen. Ich habe eine genaue Idee, wie wir am Markt für Leuchten mit großem Erfolg bestehen können. Laut Definition stellen wir Leuchten her, keine Lampen. Von Licht sprechen wir auch nicht, das ist ein physikalisches Phänomen, nix weiter.
Sind Lampen die Birnen oder braucht man eine Lampe für die Lampe?
Da wir in unserer Arbeitsgruppe alle am selben Strang ziehen, werden die Ergebnisse unserer Terminologiearbeit sicherlich gleich sein, echt easy, oder? Kurz in der Runde abgleichen, unser Redaktionsleitfaden steht. Aber weit gefehlt, frei nach der rheinischen Devise „jeder Jeck ist anders“ kommen unterschiedliche Konzepte auf den Tisch.
Für eine Kollegin ist klar: Lampe ist das Gebot der Stunde! Der Begriff ist eigentlich viel zu schwammig, aber könnte das nicht auch ein Vorteil sein? Laut Kollege Fabian aus marketing-strategischer Sicht sicherlich ja, schließlich generiert man gleich viel mehr Produktanfragen, wenn es um den weitgesteckten Begriff „Lampen“ geht. Aber brauchen die Lampen jetzt noch Birnen oder sind die Lampen die Birnen und braucht man doch eine Lampe für die Lampe oder für die Lampe gar ein Leuchtmittel?
Mit Ach und Krach einigen wir uns auf die Leuchte. In der Diskussion wird schnell klar, dass die anderen Gruppen ebenfalls damit zu kämpfen hatten, einen stimmigen Redaktionsleitfaden mit klar definierten Begriffen zu erstellen.
Schwarmintelligenz ist wichtig
Das gemeinsame Begriffedefinieren und das Erstellen einer sinnstiftenden Terminologie ist mit viel Arbeit verbunden. Natürlich kommt man, wenn man eigenverantwortlich sein eigenes Terminologiekonzept entwirft, schnell voran, doch die Schwarmintelligenz einer Gruppe sollte man niemals unterschätzen.
Auch wenn sich die Diskussion teilweise als mühsam herausstellt und man schnell anfängt, sich im Kreis zu drehen, überwiegen die positiven Aspekte der Gruppenarbeit. Denn wer sich nur alleine Gedanken macht, wird mit Sicherheit wichtige Gedankenansätze in seiner Arbeit übersehen. Das passiert in der Gruppe nicht – ganz im Gegenteil hier kommt garantiert jedes erwähnenswerte Detail (und auch mehr) auf den Tisch.
Unexpected things will happen if you don’t read this
Uta Lange
Wie geht’s Ihnen so, wenn Sie so eine Fehlermeldung lesen? Bei mir wird der Fluchtinstinkt geweckt, und ich denke: Bloß raus hier! Ich schließe das Anwendungsfenster, checke, ob noch alles läuft, atme auf. So soll’s nicht sein. Darum ging’s in dem unterhaltsamen Vortrag „$#!t, Problem Ahead – Or How to Enhance the UX with UI Texts“. Wir kennen sie alle, diese Fehlermeldungen. Sie schreien uns an (GROSSBUCHSTABEN) und machen uns Angst, jedenfalls mir. Sie sind mysteriös (Login failed), warum? Sie geben uns die Schuld (You didn’t enter a name!). So frustrierend.
Anthony Santoro und Antonella Stella von SAP zeigten uns anhand ihrer zehn goldenen Regeln, wie wir Fehlernachrichten erstellen, die spezifisch, knapp und dennoch freundlich sind, die nicht den Anwendern die Schuld geben, sondern Lösungen vorschlagen und – so wichtig – an der richtigen Stelle erscheinen.
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