Nutzerhandbuch oder lieber Nutzungshandbuch? Über das gendergerechte Schreiben in der technischen Dokumentation

von am 19. Juli 2021

Eine der vielen Thematiken, die die deutsche Gesellschaft momentan spaltet, ist der Umgang mit gendergerechter Sprache. In jedem Diskurs, in dem sich Menschen mündlich oder schriftlich äußern, können aufgrund der Verwendung (oder Nicht-Verwendung) gendergerechter Sprache Uneinigkeiten entstehen. Dabei kann es sich um das Gendersternchen oder das Binnen-I im geschriebenen Text handeln, um die kleine Redepause beim Sprechen oder die explizite Nennung der femininen und der maskulinen Form.

Quelle: 123rf.com | bartsup

Wer macht was und warum?

Auf mich wirkt es, als gäbe es in diesem Konflikt zwei präsente Gruppen: Auf der einen Seite stehen die, die gegen das Gendern von z.B. Schulmaterial, Behördenformularen oder in den öffentlich-rechtlichen Medien sind. Diese Gruppe argumentiert, dass Gendern die Sprache verkompliziert und häufig den Regeln der deutschen Grammatik widerspricht.

Auf der anderen Seite stehen diejenigen, die sich für gendergerechte Sprache einsetzen. Sie sind der Meinung, dass Sprache die Realität aktiv formt und nicht nur widerspiegelt.

Natürlich gibt es viele weitere Einstellungen zu dem Thema. Der Einfachheit halber belassen wir es in diesem Blogeintrag jedoch bei den beiden Hauptgruppen.

Ich ordne mich in dieser spannungsgeladenen Debatte der zweiten Gruppe zu. In meinem Privatleben, aber auch im akademischen Umfeld, habe ich mir in letzter Zeit viele Gedanken zu dem Umgang mit gendergerechter Sprache und der damit verbundenen Bedeutung gemacht. Für mich ist gendergerechte Sprache ein wichtiges Instrument gegen das immer noch vorherrschende Patriarchat und sollte nicht als „Modeerscheinung“ abgetan werden.

Vor ein paar Monaten habe ich meine Werkstudierendentätigkeit bei parson begonnen und merke nun, dass das Thema Gendern auch den Bereich der technischen Dokumentation beeinflusst. Meine Kolleginnen und Kollegen sind bereits dabei, Texte – allen voran den Internetauftritt des Unternehmens – unter dem Aspekt der gendergerechten Sprache zu überarbeiten.

Gendern in der technischen Dokumentation?

Doch wie gendert man in Produktinformationen, ohne den Lesefluss zu stören? Fügt man nicht eher weitere Barrieren hinzu, statt bestehende abzubauen? Wie verhält es sich mit der Lokalisierung? Kann ein Translation Memory mit Binnen-I oder Gendersternchen umgehen?

Mit exakt dieser Thematik beschäftigen sich unter anderem Ulrike Parson und Leonie Saremba. Sie halten einen Vortrag auf der diesjährigen tekom-Jahrestagung, wo sie das Thema der gendergerechten Sprache aus der Perspektive der technischen Dokumentation beleuchten. Außerdem soll es praxistaugliche Tipps und Empfehlungen für Kolleginnen und Kollegen aus der Branche geben.

Falls Sie sich bereits vor dem Vortrag in die Thematik einlesen möchten, hier ein paar Links:

Einführung ins Thema

Möglichkeiten der gendergerechten Sprache 

Barrierefreiheit 

Werkzeug für gendergerechte Sprache 

Wie stehen Sie zur gendergerechten Sprache in der technischen Dokumentation? Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht? Wir freuen uns auf einen Kommentar von Ihnen.

Das könnte Sie auch interessieren

Zehn Fragen zu iiRDS

von am 20. November 2024

Wie bewährt sich iiRDS in der Praxis, etwa bei einem Hersteller von Messgeräten? Welchen Nutzen hat der Standard und wo liegen seine Potenziale? Ulrike Parson und Thomas Ziesing haben die Antworten. Die Fragen stellte Susanne Lohmüller, tekom. mehr...