Was macht ein Technischer Redakteur?

von Uta Lange am 09. Februar 2017

Technische Redakteure vermitteln komplexe technische Informationen so, dass sie für die Nutzer eines Produkts oder einer Dienstleistung verständlich und zugänglich werden. Sie sind die Vermittler zwischen den Produktentwicklern und den Anwendern. Wir sind also auch Übersetzer (siehe auch Was machst du eigentlich beruflich?). Nur übersetzen wir nicht von einer Sprache in die andere, sondern von der Fachsprache in eine allgemein verständliche Sprache. Und das ist häufig schwerer, als es sich anhört.

Technische Redakteure erstellen technische Dokumentation für unterschiedliche Branchen. Wir schreiben Bedienungsanleitungen, Benutzerhandbücher und Online-Hilfen. Wir schreiben Software-Dokumentation für Entwickler und Sicherheitshinweise für Techniker.

Wir strukturieren Informationen. Wir definieren Zielgruppen. Wir analysieren und dokumentieren Geschäftsprozesse. Wir beraten Unternehmen bei der Entwicklung einer nachhaltigen Informationsstrategie, beim Wissensmanagement oder Terminologie. Wir erstellen Produktkataloge, Schulungsmaterial und Online-Tutorials.

Wir dokumentieren in agilen Entwicklungsprozessen. Wir sind XML-Experten, Semantik-Experten, Wiki-Experten, DITA-Experten. Wir recherchieren, interviewen, dokumentieren, lokalisieren, programmieren, schulen, beraten, konzeptionieren und managen. Wir sind die personifizierte eierlegende Wollmilchsau.

Wer keine Wollmilchsau sein möchte, spezialisiert sich. Spezialisierte Technische Redakteure arbeiten dann z. B. in interdisziplinären Dokumentationsteams, deren gebündelte Kompetenz die komplexen Anforderungen an heutige Technische Dokumentation erfüllt.

Was Technische Redakteure können

Technische Redakteure verfügen über eine hohe Sprachkompetenz. Viele beherrschen mindestens eine weitere Sprache fließend und sind technisch versiert. Wir bringen Struktur in Dokumente, sei es mithilfe einer Auszeichnungssprache wie XML oder weil wir in der Lage sind, unwichtige Informationen aus Dokumenten herauszufiltern und Dokumente zu gliedern.

Wir sind kommunikativ, arbeiten selbständig, sind neugierig. Wir finden heraus, wie Sachen funktionieren, bohren und haken nach. Hin und wieder werden wir kreativ und bestechen Techniker und Entwickler mit Gummibärchen, damit sie die Informationen herausrücken, die wir so dringend benötigen.

Einige Technische Redakteure, die sich auf Software-Dokumentation spezialisiert haben, können ein wenig programmieren oder sind in der Lage, sich schnell darin einzuarbeiten. Wir kennen die neuesten Standards und Werkzeuge für die technische Dokumentation: XML, semantische Technologien oder Wikis. Wir beherrschen das Betriebssystem, mit dem wir arbeiten, ein oder mehrere Redaktionssysteme (CMS) sowie andere Tools und Autorensysteme für die Erstellung von technischer Dokumentation. Schnell machen wir uns auch mit der Technologie einer Fachdomäne vertraut.

Normen und Richtlinien bilden eine wichtige Grundlage unserer Arbeit. Um einen Hersteller vor Schadensersatzforderungen zu schützen, muss eine Anleitung rechtssicher sein. Wir erstellen Sicherheits- und Warnhinweise nach geltenden Normen oder z. B. nach der Maschinenrichtlinie. Wir orientieren uns an DIN-Normen und Richtlinien von Verbänden, z. B. der tekom-Richtlinie.

Woher Technische Redakteure kommen

„Ein Großteil der Dokumentationen wird [...] von Personen verfasst, die eigentlich andere Hauptaufgaben haben, sodass das Berufsbild des Technischen Redakteurs vielen Unternehmen unbekannt ist.“*

Technische Redakteure kommen aus unterschiedlichen Bereichen und Berufen. Manche sind gelernte Übersetzer, Informatiker oder Sprachwissenschaftler. Andere haben internationale Fachkommunikation oder Mediendesign studiert.

Viele Ingenieure und Entwickler mit guten sprachlichen Fähigkeiten arbeiten sehr erfolgreich in dem Beruf. Und mittlerweile gibt es ein Studium für die Technische Redaktion. Lesen Sie dazu auch den Abschnitt Studium am Ende des Artikels.

Wo Technische Redakteure arbeiten

Technische Redakteure sind entweder Einzelkämpfer oder Mitglied eines Dokumentationsteams in Unternehmen, z.B. im Maschinen- und Anlagenbau oder in der Medizintechnik. Manchmal sind sie anderen Abteilungen, z.B. der Entwicklung, Produktion oder dem Marketing, zugeordnet. Sie arbeiten für Fachzeitschriften oder im technischen Ressort von Magazinen und Zeitungen, bei Dienstleistern für technische Dokumentation oder bei Übersetzungsfirmen, die technische Kommunikation im Programm haben. Einige sind Freiberufler und bieten auf Projektbasis technische Dokumentationsdienstleistungen für Unternehmen oder andere Dienstleister an.

Wie wird man Technischer Redakteur?

Studium

Der Fachverband für die Technische Dokumentation, tekom e.V., hat eine Liste der Hochschulen veröffentlicht, die einen Studiengang Technische Kommunikation anbieten.  Darüber hinaus gibt es fachverwandte und berufsbegleitende Studiengänge.

tekom-Zertifizierung für Praktiker und Quereinsteiger

Bei der tekom kann man sich in einer etwa neunmonatigen Weiterbildung und nach erfolgreich abgelegter Prüfung als Technischer Redakteur (tekom) zertifizieren lassen. Das ist besonders interessant für Berufspraktiker und Quereinsteiger, die kein Studium im Bereich der Technischen Kommunikation absolviert haben. Sie erhalten einen formalen Nachweis über ihre Qualifikation als Technischer Redakteur.

Aus- und Weiterbildung für Quereinsteiger

Die tekom bietet auch eine Übersicht über Aus- und Weiterbildungsangebote im Bereich der Technischen Kommunikation. Einige Unternehmen sind durch die tekom akkreditiert, was bedeutet, dass das Angebot die Anforderungen und Qualitätsstandards der tekom erfüllt und mit dem tekom-Zertifikat "Technischer Redakteur (tekom)" abgeschlossen werden kann.

* https://de.wikipedia.org/wiki/Technischer_Redakteur

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