Von Hamburg in die Schwarzwaldhauptstadt – Interview mit Technical Consultant Jonas Wäckerle
Für unsere Interviewreihe mit parson-Mitarbeiter:innen haben wir mit Jonas Wäckerle gesprochen. Jonas arbeitet seit 11 Jahren bei der parson AG als Technical Consultant und Informationsarchitekt. Nach einigen Jahren in Hamburg wohnt er seit mittlerweile 7 Jahren in Freiburg und damit wieder in seiner badischen Heimat.
Hallo Jonas, könntest du uns etwas über deine Aufgaben bei parson erzählen?
Ich habe verschiedene Aufgaben bei der parson AG. Zum einen mache ich viel Entwicklungsarbeit. Ich beschäftige mich zum Beispiel damit, Inhalte aus verschiedenen Formaten in andere Zielformate zu migrieren oder Pipelines für unterschiedliche Ausgabeformate wie PDF oder WebHelp zu entwickeln oder anzupassen. Dabei arbeite ich viel mit dem DITA Open Toolkit.
Andererseits übernehme ich auch viele Beratungs- und Informationsarchitektur-Projekte. In diesen Projekten optimieren wir bestehende Technische Dokumentation oder strukturieren sie aufgrund geänderter Anforderungen neu. Wir beraten Kunden bei der Einführung oder Auswahl von Redaktionssystemen. Wir prüfen, wie die Kunden die Redaktionssysteme am besten nutzen können und wie sie ihre Inhalte aufbereiten oder umstrukturieren, um neue Anforderungen, zum Beispiel die Ausgabe in ein Content-Delivery-Portal, umzusetzen.
Wie läuft solch ein Beratungsprojekt bei parson ab?
Ein großer Punkt ist dabei, ob wir den Kunden schon kennen und bereits in Projekten zusammengearbeitet haben. Es kann zum Beispiel vorkommen, dass wir die Dokumentation für einen Kunden geschrieben haben und dann in die Beraterrolle wechseln. Dann kennen wir schon manche Rahmenbedingungen und haben oft schon erste Anregungen oder Verbesserungsmöglichkeiten geäußert.
Haben wir einen neuen Kunden, der uns mit einem Beratungswunsch angesprochen hat, versuchen wir zunächst genau zu verstehen, was die Bedürfnisse sind, und machen gemeinsam einen Plan, wie wir dieses Ziel erreichen können.
Sucht der Kunde zum Beispiel ein neues Redaktionssystem, dann starten wir meist mit einem Workshop oder mehreren Input-Meetings, in denen wir die Anforderungen der verschiedenen Abteilungen sammeln, priorisieren und bewerten. Anhand dieser Anforderungen können wir erste Empfehlungen geben, die wir dann gemeinsam mit dem Kunden weiter ausarbeiten, um in einem zweiten Schritt zu einer Entscheidung zu kommen. Daraus ergeben sich meist Phasen, in denen wir den Kunden mal mehr, mal weniger beratend unterstützen. Das kann z. B. ein Proof-of-Concept mit verschiedenen Systemen sein oder ein Content-Prototyp, in dem repräsentative Inhalte im Redaktionssystem beispielhaft umgesetzt werden.
Wie entsteht ein Projektteam bei parson, zum Beispiel in der Beratung?
Um das Projekt intern zu organisieren und ein Team zusammenzustellen, schauen wir zunächst, was der Kunde braucht: Welche Inhalte hat der Kunde? Welche Tools werden verwendet? Welche Probleme gibt es auf Kundenseite? Denn wir haben natürlich unterschiedliche Berater, die mit unterschiedlichen Tools mehr oder weniger Erfahrung haben und bereits verschiedene Projekte betreut haben. Anhand ihrer Erfahrungen und Expertise entscheiden wir, welche Berater für einen Kunden infrage kommen. Meist kommen auch Kollegen ins Projektteam hinzu, die zwar noch nicht in der Beratung arbeiten, aber viel Redaktionserfahrung haben und sich für die Beratung interessieren. Sie können dann in den Projekten mehr über die Beratung lernen und uns gleichzeitig in der Umsetzung unterstützen.
Was bedeutet die Arbeit in selbstführenden Teams für deine Tätigkeit?
Ich arbeite in unterschiedlichen Projektteams. Ich habe ein Projekt, da sind wir zu fünft, in einem anderen sind wir zu zweit. Hin und wieder habe ich auch ein kleines Projekt, in dem ich allein arbeite. Die Konstellation ist in den Projekten meist unterschiedlich und daher ist auch die Zusammenarbeit in den Teams anders.
Wir haben grundsätzliche Regeln, was die Verantwortung der Teams betrifft. In der Umsetzung ist man dann aber ziemlich frei, also wie man sich im Team organisiert, wie man die Meetings und die Zusammenarbeit organisiert, welche Tools man für die Kommunikation und die Protokollierung nutzt – das entscheidet man im Team und das kann sich von Projekt zu Projekt unterscheiden.
Jedes Projekt braucht auch etwas anderes: Wir haben Projekte, da muss man intern mehr absprechen, bei anderen weniger. Bei manchen Projekten muss man eher Aufgaben abarbeiten, nutzt dann Aufgabenverfolgungstools und plant Meetings mit dem Kunden. Bei anderen Projekten will der Kunde gar nicht in die Abläufe eingebunden sein, sondern am Ende nur das Ergebnis sehen und bewerten.
Welche Aufgaben machen dir am meisten Spaß? Welche Themen interessieren dich am meisten?
Am meisten interessieren mich schon die Entwicklungsthemen, wie die Migration von Inhalten von einem Ausgabeformat in ein Zielformat – in welcher Form auch immer. Das kann PDF sein, aber auch ein Dateiformat, das dann in ein neues Tool importiert werden soll. Bei solchen Aufgaben stößt man häufig auf neue Probleme, die man zunächst durch eine mehr oder weniger aufwendige Analyse und Testen identifizieren muss. In einer Entwicklungsumgebung hat man dann meist sehr schnell Zwischenergebnisse. Man ändert zum Beispiel eine Kleinigkeit und sieht dann direkt ein Ergebnis. Auch wenn das nicht das gewünschte Ergebnis ist, hat man recht schnell ein Feedback, was man beim klassischen redaktionellen Schreiben erst später hat.
Kannst du uns mehr über deine Ausbildung erzählen und warum du dich für diesen Beruf entschieden hast?
Ich habe zunächst ein Jahr Wirtschaftsmathematik studiert und wusste recht schnell, dass ich das nicht weitermachen möchte. Ich habe mich dann in Karlsruhe umgeschaut, was ich stattdessen studieren könnte, und hatte "irgendwas mit Schreiben" im Sinn, aber eher in die journalistische Richtung. Dann habe ich den Studiengang Technische Redaktion entdeckt und mir hat die Mischung aus Schreiben und technischer Ausbildung gefallen und ich habe mich letztlich dafür entschieden.
Wie wird sich deiner Meinung nach die Technische Kommunikation in den nächsten Jahren verändern? Was sind die Haupttrends?
Es gibt natürlich viele Schlagwörter und Themen, um die man sich kümmern muss, wie Künstliche Intelligenz bei der Erzeugung der Informationen. Aber auch die verschiedenen Ausgabekanäle für die Nutzer werden wichtiger, zumal je nach Kanal der Inhalt ggf. anders aufbereitet werden muss. Ich beschäftige mich in meiner Arbeit jedoch weniger mit den ganz neuen Trends, die noch nicht so richtig da sind, sondern eher mit den Tools und Mechanismen, die man schon nutzen kann. Ich bin offen und nehme Neuerungen an, sobald sie anwendungsbereit sind, aber ich sehe auch genug Möglichkeiten mit den Tools, die wir aktuell haben.
Was ist dir wichtig bei deiner Arbeit? Welche Ziele verfolgst du?
Mit der Zeit zu gehen, abwechslungsreiche und sinnvolle Aufgaben zu übernehmen und bei allen Neuerungen, die es gibt, die Qualität der Endprodukte im Auge zu behalten. Die Nutzbarkeit und der Zweck aller Produkte, die wir erstellen, sollten im Vordergrund stehen.
Was bedeutet für dich eine gesunde Work-Live-Balance?
Für mich ist wichtig, dass ich meine Arbeitszeiten und meine Arbeitsumgebung meinem Leben anpassen kann. Früher, vor sechs oder sieben Jahren, habe ich eher um 10 Uhr angefangen zu arbeiten und dann bis 18 oder 19 Uhr am Schreibtisch gesessen. Mit Vorankündigung konnte ich auch mal erst um 13 Uhr anfangen und dann entsprechend länger arbeiten. Heute, als Familienvater, beginne ich teils schon um 6:30 Uhr oder 7 Uhr und bin dann ab 15 Uhr schwer für meine Kolleg:innen zu erreichen.
Was würdest du tun, wenn du dir spontan einen Monat frei nehmen könntest?
Ich müsste mich mal wieder um meinen Körper kümmern, also etwas fitter werden. Ich mache gern verschiedene Sportarten und probiere neue Sachen aus. Wenn ich einen Monat frei hätte, könnte ich mir vorstellen, mich intensiver mit einer Sportart zu befassen, um meine technischen Fähigkeiten zu verbessern. Was mich reizt, sind beispielsweise Tennis, Dart oder Disk Golf (mit Frisbees auf Körbe werfen). Das sind alles Sportarten, die ich gerne mache, bei denen ich aber in der technischen Ausführung noch sehr viel Luft nach oben habe. Wahrscheinlich bräuchte ich dann aber einen Wettkampfpartner, um die Motivation wirklich aufrecht zu erhalten. Dart reizt mich zudem, weil ich dort Teile meiner Arbeit tatsächlich einbinden kann: Ich habe bereits eine Datenbank aufgesetzt, in der ich Würfe und Spiele eintragen kann. Das dient mir beim Spielen als Zähler für den Punktestand und im Nachgang kann ich die Spiele mit meinen Freunden auswerten und Statistiken ableiten. Hätte ich jedoch wirklich einen Monat frei, dann würde ich vermutlich am liebsten eine Bildschirmpause machen.
Danke für das Gespräch!
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